Die offizielle Geschichte des Lazarus-Ordens
Das genaue Gründungsdatum des Ordens ist leider nicht bekannt, erste Hinweise führen jedoch in das 4. Jahrhundert nach Jerusalem. Dort wurde von armenischen Mönchen ein Spital oder Hospiz betrieben, in dem man sich um an der Lepra erkrankte Menschen kümmerte. Gegen Lepra gab es zu dieser Zeit keine wirkungsvolle Behandlung und war hoch ansteckend.
Aufgrund dessen lagen das Spital und auch die Unterkünfte der behandelnden Mönche vor den Stadtmauern in der Nähe des „Lazarus-Tores“, deshalb wurde die Gemeinschaft später als „Orden des Heiligen Lazarus“ bezeichnet.
Wie im Johannes-Evangelium ausführlich dargestellt, wird Lazarus, der Schutzpatron unseres Ordens, von seinem engen Freund Jesus von den Toten wieder auferweckt.
Aus religiöser Sicht handelt es sich ursprünglich ein Mönchsorden, da die Mitglieder das Gelübde „der Armut, der Keuschheit und des Gehorsams“ ablegen mussten.
Der Mönchscharakter wurde auch nicht aufgegeben als der Orden auch militärische Pflichten während der Kreuzzüge wahrnahm, denn von den Mitgliedern wurde erwartet, dass sie ihr Leben im Geiste der ökumenischen und christlichen Nächstenliebe führten. Hierbei ist anzumerken, dass der Lazarus-Orden als einziger Orden auch „Nicht-Adelige“, die sich als würdig erwiesen, in den Ritterstand erheben konnte, was zu jener Zeit ein absolutes Novum darstellte.
Bereits im 12. Jahrhundert breitete sich der Orden auf die Herkunftsländer der Kreuzfahrer aus. König Ludwig VII. von Frankreich verlieh 1154 dem Orden den königlichen Status und wies ihm das Schloss Boigny in der Nähe von Orléans zu.
Allerdings spielte der militärische Bereich in der Geschichte eine eher untergeordnete Rolle, da in den Kreuzzügen eigentlich immer nur von den Templern, den Johannitern und den Deutsch-Rittern die Rede ist und mir ist nicht ein Spielfilm bekannt, in dem vom Lazarus-Orden die Rede ist.
Dies änderte sich jedoch nach der Einnahme von Jerusalem durch Saladin im Jahr 1187. Der Orden verlegte gezwungenermaßen seinen Sitz nach Akkon. Von nun an nahm er auch an Lepra erkrankte Ritter der Templer und Johanniter auf, die zwar offiziell nicht gezwungen wurden, ihren Orden zu verlassen, aber es wurde ihnen wegen der hohen Ansteckungsgefahr nahegelegt. So kam es, dass der Lazarus-Orden durch kampferprobte Ritter verstärkt wurde.
Diese Ritter waren auch nicht zu geschwächt, um zu kämpfen oder zu reiten und sie wussten, dass es keine Heilung für sie gab. Aus diesem Wissen resultierte ihr Kampfeseifer, denn es war für sie ehrenvoller im Kampf mit dem Schwert in der Hand, als qualvoll und langsam an der Krankheit zu sterben.
Zum Einsatz kamen die Lazarus-Ritter 1244 in der Schlacht von La Forbie und 1250 in Mansurah. Bei den Feinden herrschte Schrecken und Chaos, als sich die Ritter mit teilweise gelösten Verbänden in den Kampf gestürzt haben und man munkelte von den „Lebenden Toten“ mit dem grünen Kreuz. Hierbei ist noch anmerken, dass bis Mitte des Jahres 1253 sämtliche an Lepra erkrankten Ritter den Tod auf den Schlachtfeldern fanden und ihnen der schleichende und qualvolle Tod durch die Krankheit erspart blieb.
Nach dem Verlust des Heiligen Landes setzte der Orden seine hospitalischen Aktivitäten in Europa fort, besonders in Frankreich, England und Schottland und auch in Italien, Deutschland und der Schweiz. Allerdings habe ich in der Literatur keine Hinweise auf eine Ordens-Zentrale gefunden, die die Aktivitäten in den einzelnen Landes-Prioraten koordinierte oder lenkte. Es ist somit anzunehmen, dass relativ wenig Kontakt zwischen den Brüdern in den einzelnen Ländern bestand.
Einzig in Frankreich erlebte der Orden nochmals einen Aufschwung, da der französische König die Schirmherrschaft über den Orden übernahm und ihn am 31. Oktober 1608 mit dem Orden „Unserer Lieben Frau vom Berg Carmel“ verschmolz. Zu dieser Zeit unterhielt der vereinigte Orden bis 1668 ein Geschwader von 10 Fregatten, die in St. Malo stationiert waren und mit Ordens-Rittern bemannt waren.
Die Französische Revolution und ihre weitreichenden Auswirkungen bedeuteten die völlige Auflösung des Lazarus-Ordens. Da der Orden seit der Rückkehr aus dem Heiligen Land hauptsächlich in Frankreich aktiv war, wurde er durch die politischen und gesellschaftlichen Umbrüche besonders hart getroffen. Am 30. Juli 1791 erklärte die Nationalversammlung per Dekret die Auflösung sämtlicher Ritterorden und somit das Ende des Lazarus-Ordens. Bis zum heutigen Tage hat die Französische Regierung dieses Dekret aufrechterhalten.