Am 8. Juli erhielt Schwester Gabriele auf Empfehlung von Herrn Oberbürgermeister Knut Kreuch vom Stadthistoriker der Stadtverwaltung Gotha, Herrn Dr. Alexander Krünes, wertvolle Informationen über unseren „Ur-Orden“, der auch in Thüringen und speziell Gotha seine Spuren hinterlassen hat.
Die nachfolgend aufgeführte Kurzzusammenfassung veröffentlichen wir mit Genehmigung von Herrn Dr. Krünes, dem dafür unser besonderer Dank gilt:
Nachdem der Lazarus-Orden gezwungen war, dass „Heilige Land“ zu verlassen, übersiedelte er nach Boigny in Frankreich, wo er zunächst unter dem Schutz des Papstes stand und ab 1308 unter das Protektorat der französischen Krone gestellt wurde.
Der Lazarus-Orden erlangte im Zuge seiner Ausbreitung in Europa auch Besitz im deutschen Sprachraum. Schwerpunkte lagen in Thüringen und in der Schweiz. Die älteste und wichtigste Niederlassung des Ordens im thüringischen Raum war die Kommende in Gotha, die in unmittelbarer Beziehung zum Maria-Magdalena-Hospital steht. Dieses Hospital ist 1223 in Gotha errichtet worden. Die ältere Geschichtsschreibung geht davon aus, dass die Gründung des Spitals auf Initiative Elisabeths von Thüringen erfolgte. Allerdings fehlen stichhaltige Quellen, die diese Annahme zweifelsfrei belegen. Hingegen kann eindeutig nachgewiesen werden, dass Landgräfin Elisabeth von Thüringen, die kurz nach ihrem Tod heilig gesprochen wurde, eine große Förderin des Hospitals war. In den Besitz des Lazarus-Ordens gelangte das Haus nachweislich im Jahr 1229. In einer von Papst Gregor IX. ausgestellten Urkunde wurde den Brüdern des Ordens das Recht eingeräumt, das Hospital in Gotha zu betreiben sowie eine dazugehörige Kapelle zu errichten und einen Friedhof anzulegen. In einer weiteren Papsturkunde von 1231 werden die in der Gothaer Kommende niedergelassenen Lazariten als „Brüder des Hospitals zu Gotha“ (fratres hospitalis de Gotha) bezeichnet und ausdrücklich dazu angehalten, sich um die Armen und Kranken der Stadt zu kümmern.
Die Blütezeit der Gothaer Kommende reichte vom späten 13. Jahrhundert bis ins frühe 15. Jahrhundert. In der Mitte des 15. Jahrhunderts scheint dann allerdings ein schneller Verfall des Lazarus-Ordens in Thüringen eingesetzt zu haben. Das Ende kam schließlich 1489, als Papst Innozenz VIII. eine Vereinigung des Lazarus-Ordens mit dem Johanniterorden anordnete und der Besitz und die Einkünfte sowie die Rechte und die Privilegien der thüringischen Kommenden des Lazarus-Ordens in die Hand der Johanniter übeging. Auch scheint das Personal des Lazarus-Ordens direkt zum Orden der Johanniter übergetreten zu sein. So schloss sich etwa Peter Klopstein, ein ehemaliger Bruder des Lazarus-Ordens, den Johannitern an und wurde vom Speyerer Provinzkapitel im Jahr 1518, kurz bevor die Reformation die Kloster- und Ordenslandschaft Thüringens fundamental verändern sollte, zum Komtur der Johanniter-Kommende in Gotha berufen.
Wenn auch heute keine Lazariter oder Johanniter mehr in diesem schönen Gebäude wirken, das demnächst sein 800-jähriges Bestehen feiert, so ist das ehemalige Hospital in der Tradition im Dienst am Menschen, u.a. als Frauenzentrum, von der Stadt Gotha wieder einer sehr sinnvollen und sozialen Nutzung zugeführt worden.
Ausführungen und Recherchen: Dr. Alexander Krünes, Stadthistoriker, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit der Stadtverwaltung Gotha